Nun also schon wieder eine längere Pause. Anders als ursprünglich geplant verbrachte ich insgesamt sechs Wochen in Tiflis. Die Leute, die ich in meinen ersten Tagen kennengelernt hatte, und die weiterhin kühlen Temperatuten machten es mir einfach meinen Aufenthalt zu verlängern.
Die ersten drei Wochen verbrachte ich bei Lasha, den ich über Couchsurfing kennengelernt hatte und wo auch eine neue Zeltstange auf mich wartete. Diese hatte ich mir vom Hersteller zuschicken lassen, nachdem ich das kaputte Verbindungsstück in der Türkei nicht austauschen konnte. Angedacht war ein Aufenthalt von ein paar Tagen, als Lasha aber für über zwei Wochen in den Iran verreiste und mir für die komplette Zeit seine Wohnung anbot, nahm ich dies gerne an. In dieser Zeit kümmerte ich mich für die Visa für Aserbaidschan (erfolgreich) und China (ich hab’s versucht), lernte wieder eine Menge neue Leute kennen und ging den gewöhnlichen Stadtaktivitäten nach. An Abenden in Bars und Restaurants, ab und zu Ausflüge in die Natur um Tiflis oder ganz bequem auf der Couch faulenzen. Überwiegend verbrachte ich Zeit mit dem Iren Seán, der ebenfalls mit dem Fahrrad in Richtung Osten unterwegs ist, und Emi, die ich bereits in Kappadokien kennengelernt hatte.
Noch in meiner ersten Woche in der Stadt wurde ein Treffen von und für Radreisenden veranstaltet. Ich war überrascht, dass knapp 20 Leute teilnahmen. Tiflis scheint aufgrund der Lage zwischen Europa und Asien und der langen visumsfreien Aufenthaltsdauer (für EU-Bürger ein Jahr) ein kleiner Hotspot für Reisende im Winter zu sein. Man tauschte Geschichten und Erfahrungen aus, gab sich gegenseitig Tipps für Strecken, die noch vor einem liegen und traf sich in den nächsten Wochen noch das ein oder andere Mal um sich beim Tischtennis zu duellieren oder Bier zu trinken.
Fahrradfahren im Winter ist eher weniger spaßig, Ski fahren dafür umso mehr. Zusammen mit Emi, Seán und deren Freund Mauricio ging es für einen Tag nach Gudauri, dem größten Skigebiet Georgiens. Wenig später fuhr ich mit Seán nach Bakuriani, wo ich mich drei Tage auf’s Snowboard stellte.
Nach der Rückkehr aus Bakuriani wechselte ich innerhalb Tiflis mein zu Hause – von Lashas Wohnung ging es in Marks Hostel, wo ich die nächsten zwei Wochen als Volunteer arbeitete und somit kostenlos übernachten konnte. Hier hat es mir super gut gefallen, was primär an Mark, dem Besitzer, und den anderen Mitarbeitern/Volunteers lag. Die entspannte, familiäre Atmosphäre ließ mich denken, dass ich drei Wochen in einer WG wohnte, in der ich ab und zu die Wohnung putzte oder Gäste empfing. Mark organisiert regelmäßig abendliche Aktivitäten, so gingen wir zwei Mal in eines der berühmten Schwefelbäder. Die Bäder haben eine lange Tradition in Tiflis, unterhalb der Stadt liegen mehrere schwefelhaltige, heiße Quellen, die schon im 13. Jahrhundert dutzende Bäder speisten. Es gibt öffentliche Bäder, es lassen sich aber auch private Bäder mit eigenen Warm- und Kaltwasserbecken sowie einer Sauna mieten. Eine Reinigung/Massage, ähnlich wie in einem türkischen Hamam, lässt sich optional dazu buchen.
Wie zuvor schon geschrieben war die Beantragung des Chinavisums in Tiflis nicht erfolgreich. Die Beschaffung gestaltet sich von unterwegs etwas schwierig. Ich muss zugeben, dass ich mir vor der Reise keine großen Gedanken darüber gemacht hatte und davon ausging, dass ich das Visum problemlos in einer Botschaft in Zentralasien beantragen kann. Dessen ist aber nicht so, nur Einheimischen beziehungsweise Ausländern mit einer Aufenthaltsgenehmigung wird die Beantragung gestattet. Tiflis war bisher (zumindest bis letzten Sommer, mittlerweile haben sich die Regularien geändert) für das Chinavisum ein gutes Pflaster. Zwei Mal wagte ich den Gang zur Botschaft, beide Male wurde mir allerdings nur ein 30 Tagesvisum mit einer Gültigkeit von drei Monaten angeboten. Dies ist leider nicht ausreichend, da ich erst im Oktober nach China einreisen möchte. Meine letzte Chance werde ich in Teheran haben. Wenn es dort nicht klappt, werde ich mir meinen Weg um China herum suchen müssen.
Nach sechs Wochen in Tiflis geht es nun also wieder weiter. Die Taschen sind gepackt (und ausgemistet), die Vorfreude auf die nächsten Länder und wärmere Temperaturen ist groß. Zusammen mit Seán geht es in den nächsten zehn Tagen über Aserbaidschan in den Iran.
Hallo Moritz,
Ich sehe schon, irgendwie seid ihr Radreisende und Backpacker eine große Gemeinschaft. Toll!!!
In den 6 Wochen in Tiflis hast du ja wieder unglaublich viel erlebt und tolle Fotos geschossen.
Interessant: Die Bäderkultur gibt es überall, nicht nur in Budapest und Bad Cannstatt🛁😅
Und – die Teigtaschen (Khinkali) haben mich neugierig gemacht. Schmecken bestimmt saugut. Irgendwann lass ich mich mal von dir bekochen🥧😋.
Aber jetzt kannst du erst einmal mit weniger Gepäck und intaktem Zelt beschwingt in den Iran fahren.
Wir wünschen dir und Seán eine gute Weiterfahrt🤗🤗🤗.
Liebe Grüße
Mama
PS: Schade, dass du Katie Melua nicht angetroffen hast🎶🎤🎸
Lieber Moritz,
der Bericht zu deiner Zeit in Tiflis liest sich toll.
Skifahren, Wellness und ein bisschen Arbeit…hört sich nach einer sehr guten Zeit an!
Es ist auch schön zu lesen, dass du nun eine Zeit lang mit einem Radkollegen unterwegs bist.
Nachdem es mit China eventuell schwer wird, würde ich sagen: Treffpunkt Königspalast Bangkok Januar 2020!!!
Hab eine gute Weiterfahrt und bis bald, Frank
Hallo Frank,
ob es mit China klappt wird sich in den nächsten Wochen entscheiden. Treffpunkt Bangkok klingt gut, mal schauen ob ich den Termin einhalten kann 😉
Liebe Grüße
Hallo Moritz, ich dachte, ich schau mal wieder, wo Du gerade so steckst. Der aktuelle Bericht war wieder sehr interessant zu lesen. Wirst Du damit später mal ein Buch schreiben und Reisevorträge abhalten?
Dir weiter eine gute Reise und schön, dass Du Dir den Weg mit jemandem teilen wirst.
Gibt es eigentlich einen Gruss unter Radfahrern, so was wie, „Hab immer einen cm Luft im Reifen“?
Gute Reise,
Rainer Bautz
Hallo Rainer,
vielen Dank.
Ob es irgendwann ein Buch oder Vorträge geben wird, kann ich ehrlichgesagt nicht abschätzen. Stand jetzt gehe ich aber nicht davon aus.
Bezüglich des Radler-Grußes bin ich überfragt. Ich wünsche allen immer einen guten und sicheren Trip.
Liebe Grüße
Moritz