Mein ursprünglicher Plan sah vor ein bis zwei Wochen in Istanbul zu verbringen um Ersatzteile für das Fahrrad sowie Winterkleidung und -ausrüstung zu kaufen, die Stadt zu erkunden und Leute zu treffen. Im Endeffekt legte ich eine Pause von über fünf Wochen ein.
Die ersten zwei Tage verbrachte ich mit meinem Warmshowers-Host Tan und der Familie seines Bruders Can, die im selben Mehrfamilienhaus wohnen. Hier wurde ich regelrecht gemästet. Ein „Ich bin satt.“ wurde nicht akzeptiert und es gab sowohl beim Hauptgericht als auch beim Nachtisch immer einen Nachschlag. Dies wiederholte sich jedes Wochenende beim gemeinsamen Frühstück, Mittagessen oder Abendessen. Die darauffolgenden Tage klapperte ich die Fahrrad- und Sportläden ab. Ersatzteile, warme Jacke und Hose, Handschuhe, Mütze und Isomatte waren schnell gefunden, die Suche nach einem geeigneten Schlafsack gestaltete sich allerdings schwieriger als gedacht. In Istanbul konnte ich keinen Schlafsack auftreiben, der meinen Anforderungen entsprach (komfortabel bis -15°C/-20°C, synthetisch) und so gab ich eine Bestellung in Deutschland auf.
Anfang der zweiten Woche schaffte ich es nun auch nach Fatih auf der historischen Halbinsel um mir einige der vielen Sehenswürdigkeiten anzuschauen: Moscheen, die berühmte Hagia Sophia (erst Kirche, dann Moschee, heute ein Museum), Cisterna Basilika oder auch ein Besuch auf dem Basar. Meine Zeit in Istanbul nutze ich aber auch um mich mit verschiedenen Leuten zu treffen und fand mich so des Öfteren am Taksimplatz, der İstiklal (Haupteinkaufsstraße Istanbuls) oder in den Bars und Cafés in Kadıköy ein.
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Die meiste Zeit übernachtete ich bei Tan auf der asiatischen Seite, für über eine Woche wohnte ich aber auch in der WG von Öznur, Buse und Gökçe im europäischen Teil. Da der bestellte Schlafsack immer noch auf sich warten ließ machte ich einen kleinen Abstecher gen Süden. Zusammen mit Gökçe setzte ich mich in den Flieger nach Izmir und wir erkundeten am ersten Tag die Stadt beziehungsweise die lokalen Essens- und Getränkespezialitäten. Gegen 22 Uhr machten wir uns auf die Suche nach einem Schlafplatz, keine zwei Stunden später saßen wir bei Mert mit dessen Kater Trevor auf der Couch. In den nächsten Tagen ging es in die antike Stadt Ephesos, das Weindorf Şirince und das gemütliche, am Meer gelegene Dorf Sığacık.
Während Gökçe in der Nähe von Izmir einen Freund besuchte, machte ich mich auf den Weg nach Denizli um mir die Kalksteinterrassen von Pamukkale anzuschauen. Diese haben mir sehr gut gefallen, besonders da man sich seinen eigenen Weg suchen konnte und es keine abgesperrten Pfade gab. Oberhalb der Kalksteinterrassen befindet sich die kalkhaltige Quelle, die die Terrassen mit warmem Wasser speist sowie die antike Stadt Hierapolis.
Nach einer Woche Abstinenz war ich wieder zurück in Istanbul, pünktlich für den anstehenden Marathon, der jährlich im November stattfindet. Das Besondere daran ist, dass der Lauf über die Bosporusbrücke führt, die normalerweise nur von Autos und Bussen befahren werden darf. Meine Kondition reichte natürlich nicht für einen Marathon, aber immerhin für den öffentlichen 6,5 Kilometer langen Lauf. Bei den Einheimischen ist diese Veranstaltung sehr beliebt, da es ihnen die einmalige Möglichkeit bietet über die Brücke zu gehen beziehungsweise dort ein Picknick abzuhalten.
Ein weiteres sportliches Highlight war der Besuch eines Fußballspiels von Beşiktaş Istanbul. Die türkischen Fans sind weltweit für ihre unglaubliche Stimmung bekannt und ich sollte nicht enttäuscht werden. Während sich in deutschen Stadien die Stimmungsmacher in einem Block wiederfinden und der Rest es sich in seiner Sitzschale gemütlich macht, sind 80% der türkischen Fans fast ununterbrochen am Stehen, Singen, Klatschen und Anfeuern, egal ob sich diese in der Kurve oder auf der Gegentribüne, direkt am Spielfeldrang oder auf dem Oberrang befinden.
In meinen letzten Tagen kam ich auch noch in den Genuss die Volleyball-Damen der Allianz MTV Stuttgart zu sehen. Erst zehn Tage vorher hatten sie sich für die Champions League qualifiziert, das erste Spiel der Gruppenphase fand zufällig in Istanbul statt.
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Neben all den Leckereien, die ich bisher probiert hatte, hat mich der Turşu Suyu am meisten überrascht. Hier wird tatsächlich das Wasser von eingelegtem Gemüse getrunken und dies ist gar nicht mal so übel. Die klassische Variante enthält Gurke, Weißkraut und Karotte. Geschmacklich kommt der Saft dem Wasser, in dem unsere Essiggurken eingelegt sind, sehr nahe, schmeckt nur nicht ganz so intensiv, so dass er gut trinkbar ist. Zum Durstlöschen ist er allerdings aufgrund des hohen Salzgehaltes nicht geeignet. Statt sitt macht er eher satt, da im Getränk auch eine Essiggurke zu finden ist.
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Nach vier Wochen in Istanbul hielt ich endlich meinen neuen Schlafsack in den Händen. Rein theoretisch wäre ich nun abfahrtbereit gewesen, fühlte mich aber nicht danach und entschied mich noch ein paar Tage länger zu bleiben. Nach einem Monat in der Stadt fand ich mich gut zurecht, kam von A nach B ohne Google Maps zu nutzen, hatte einen geregelten Ablauf, musste nicht jeden Morgen und Abend all mein Hab und Gut zusammen- beziehungsweise auspacken, hatte (fast) täglich eine warme Dusche und sauberes Geschirr, fand die Zeit mal wieder ein Buch zu lesen (während dem Radeln bin ich abends zu müde) und hatte vor allem Menschen mit denen ich regelmäßig Zeit verbrachte. Ich fühlte mich wohl hier und der Gedanke daran wieder alleine unterwegs zu sein löste Unbehagen in mir aus. Dazu werden die Tage kürzer und das Wetter nass und kalt, nicht gerade die besten Bedingungen um die Annehmlichkeiten, die ich in den vergangenen Wochen genießen konnte, aufzugeben.
Weiterfahren werde ich trotzdem, da die Neugierde neues zu erleben sowie der Reiz für das Unbekannte weiterhin vorhanden ist. Das Losfahren fällt mir dieses Mal nur etwas schwerer. Statt, wie ursprünglich geplant, am Schwarzen Meer entlang zu fahren, geht es nun auf direktem Wege nach Kappadokien.
Hallo Moritz,
grandiose Bilder, Erlebnisse und Geschichten👌. Gute Fahrt in das wunderbare Kapadokien🚵♂️🏔🏕.
Grüßle aus Schmiden
Lieber Moritz,
Deine Neugierde auf etwas Neues treibt Dich weiter an Deine grandiose Reise fortzusetzen….klasse !!! 😄 Viele Eindrücke, schöne Fotos und neue Begegnungen prägen wie immer Deine tollen Geschichten.
Weiterhin wünsche ich Dir gutes Radeln 🚲 mit viel Rückenwind.👍
Die Tage werden kürzer und kälter.
Bleib gesund und pass gut auf Dich auf.😃
Liebe Grüße
Papa😄
Hallo Mo,
das sind wieder mal äußerst interessante und intensive Erlebnisse, die du beschreibst, und ich lese deine Berichte mit größtem Vergnügen.
Nur schade, dass ich dich nicht im Fernsehen entdeckt habe, ich hab mir nämlich die ersten beiden Sätze des Volleyballspiels im Livestream angeschaut 😉
Lass es dir weiterhin gut gehen, so dass ich auch weiterhin deine tollen Berichte lesen kann.
Hugo
Hallo Hugo,
dann hast du den „erfolgreichen“ Satz noch verfolgen können. Ich habe auch einen Blick in den Stuttgarter Block geworfen, aber dich bzw. euch nicht ausfindig machen können 😉
Mir geht es weiterhin gut, fühle mich top. Weitere Berichte folgen 🙂
Liebe Grüße
Mo
Hallo Moritz, schön, dass wir wieder von dir gehört haben. Begann schon mir Sorgen um dich zu machen. Aber jetzt, alles gut. Danke für die tollen Aufnahmen, wunderschön, und wir reisen auch Dank deiner tollen Berichte ja mit Dir! Machs weiterhin gut, bleib vor allem gesund und hab ganz viele schöne Erlebnisse. Bis bald wieder. Liebe Grüße von deiner Oma und Heinz
Hallo Oma und Heinz,
es freut mich, dass ihr jetzt auch online mitlest und nicht auf die (verpätete) gedruckte Version warten müsst. Mir geht es weiterhin gut und bin gesund.
Liebe Grüße 🙂
Lieber Moritz,
jetzt geht es für dich wieder raus aus der Komfortzone!
Finde schnell zurück in deinen Radelrhythmus und breche auf zu neuen Herausforderungen, Zielen, Begegnungen und Erfahrungen.
Für die nächsten Etappen wünsche ich dir alles Gute, komm gut voran und bleibe gesund.
Schöne Grüße und lass bald wieder von dir hören, Frank
Hallo Frank,
den Radelrhythmus hatte ich nach ein paar Tagen wieder gefunden. In Kappdokien werde ich im Endeffekt aber auch wieder eine Pause von knapp einer Woche einlegt haben, in ein paar Tagen geht es aber wieder weiter – Richtung Schwarzes Meer.
Vielen Dank, ich fühle mich weiterhin gut.
Liebe Grüße
Halo Moritz,
schön wieder was von dir zu hören.
Ich lese jeden Bericht mit Begeisterung und bin echt beeindruckt von deiner Leistung, großen Respekt!!!! Ich finde es mega spannend und freue mich auf weitere spannende Berichte!
Weiterhin alles Gute.
Grüße, Alex + das ganze WiesingerMedia Team 🙂
Hallo Alex,
freut mich, dass du nach wie vor regelmäßig auf dem Blog vorbeischaust. Ich hoffe bei dir/euch läuft alles bestens.
Liebe Grüße an alle 🙂
Hallo Moritz,
habe den link für deine Seite von Frank Seybold bekommen und bin beeindruckt von deiner großen Reise. Respekt!! Ich selbst war 1990 vier Wochen lang mit dem Rucksack in der Türkei unterwegs (richtig: bin schon etwas fortgeschrittenen Alters…;-)) und Istanbul, Ephesus, Pamukkale haben mich damals auch bezaubert. Ganz besonders toll fand ich auch den Berg Nemrut mit seinen riesigen Steinköpfen. Viel Erfolg bei deiner Reise ins wundervolle Kappadokien.
Grüße unbekannterweise von Dagmar
Hallo Dagmar,
ja Istanbul, Ephesus und Pammukale waren wirklich fantastisch. Vom Berg Nemrut hatte ich bisher noch nichts gehört, sieht aber beeindruckend aus. Dieser liegt aber nicht auf meiner Route und einen größeren Umweg kann ich leider nicht in Kauf nehmen. In knapp vier Wochen sollte ich die Türkei verlassen und es liegen noch genügend Kilometer vor mir.
Liebe Grüße
Moritz
Lieber Moritz,wir sind in Gedanken bei Dir und sind froh,dass es Dir gut geht. Morgen ist Heiligabend und Du bist so weit weg. Aber das nächste Weihnachten feiern wir hoffentlich zusammen Pass gut auf Dich auf ,alles Liebe ⭐️🎄⭐️ Frank und Gabi